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Mit der italienischen Renaissance und der deutschen Reformation endet die Einheit des Mittelalters, das über alle Konflikte hinweg überwölbt war von der Idee der einheitlichen Christenheit. Nun zieht das frühneuzeitliche Europa der Mächte herauf, das System faktisch unabhängiger Staaten, die untereinander Allianzen eingehen und Kriege mit- und gegeneinander führen, Verwaltungsrationalität durchsetzen und Universitäten gründen. In Deutschland verstellt das Erbe des mittelalterlichen Reichs den Weg zum Nationalstaat; statt dessen entsteht eine Vielzahl partikularer Territorialstaaten. Die Reformation spaltet Deutschland auch religiös und kulturell: Bereits am Anfang der Neuzeit stellt sich in Deutschland das Problem der Einheit in der Teilung. Es ist ein atemberaubendes Schauspiel, das dieser Band dem Leser präsentiert: auf der einen Seite Karls V. letzter tieferregender Versuch, noch einmal eine universale Herrschaft in einem Europa aufzurichten, das aus den Fugen geraten ist und dem sich der schmerzgepeinigte Kaiser am Ende resigniert durch den Rückzug in die Einsamkeit des Klosters San Yuste entzieht. Auf der anderen Seite der Glaubensernst der drei großen Reformatoren und der vielen kleinen, die plötzlich überall ihre Herrschaft aufzurichten suchen - bis hin zu den Wiedertäufern in Münster, die mit Feuer und Gewalt den Gottesstaat auf Erden begründen wollen. Erst nach der Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges wird Europa eine neue, leidlich haltbare Ordnung finden. Aber dies ist dann ein anderes Europa als das der fernen Kaiser, deren Zeugen die Dome von Bamberg oder Naumburg sind und die Kaiserpfalzen Goslar und Igelheim oder die Klöster der Beeter und Büßer. Jetzt zieht die höfische, die absolutistische Welt herauf und mit ihr lauter kleine Sonnenkönige, die überall Miniaturen von Versailles erträumen und zum Teil errichten: das barocke Europa.